Embodiment und Resilienz

Wenn Kopf und Bauch ein Team bilden


Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.

Nach Sören Kierkegaard

 

Unser Körper ist viel mehr als nur das Taxi für unseren Kopf. Er ist wesentlich daran beteiligt, wie wir uns fühlen, wie wir auftreten und wie wir mit anderen interagieren. Während unser Kopf "to do"-Listen anfertigt, macht unser Körper "to be"-Listen. Kopf und Bauch sind beide auf unterschiedliche Weise um unser Wohl besorgt. Höchste Zeit also, sie als Team zu nutzen. Für mehr Wohlbefinden, Sinnerleben und Selbstsicherheit. Kurz: Charisma.

 

In meinen Trainings und Coachings spielt Embodiment- die Wechselwirkung von Körper und Psyche- eine wichtige Rolle. Das eigene Embodiment zu kennen und zu fördern ist für alle, die mit Menschen arbeiten oder auch eine Führungsrolle innehaben, besonders wichtig.


Das haben Küssen und Resilienz gemeinsam: gutes Embodiment

Es gibt Dinge, die können wir nicht „theoretisch” lernen. Vertrauen zum Beispiel, oder Küssen, oder eine gute Ausstrahlung. Hier geht es ums Verkörpern, ums Spüren, ums Erfahren. Das gilt auch für unsere Resilienz, also die Fähigkeit, schwierige Situationen zu meistern und daraus gestärkt hervorzugehen.

 

Embodiment: Körper als Bühne der Gefühle

Embodiment bedeutet „Verkörperung”, genauer die Wechselwirkung zwischen Psyche und Körper. Die Neurowissenschaft zeigt: unser Körper ist die Verbindung zu unserem Unbewussten. Diese Erkenntnis können wir nutzen, um Sicherheit zu gewinnen und unsere Stimmung zu verbessern, um in schwierigen Situationen adäquat zu handeln.

 

Körpersignale nutzen

Auf den Körper zu hören, bedeutet, das eigene Embodiment zu kennen. Mein Kloß im Hals zeigt, dass mir vor meinem Vortrag mulmig ist. Mein verkrampfter Nacken signalisiert mir, dass ich mir zu viele Sorgen mache.

 

Unter Stress wecken wir unseren inneren Zombie

Meist mögen wir uns in diesem Moment selbst nicht leiden. Wir sind miesepetrig, ängstlich oder aggressiv. Denn unter Stress übernimmt unser Unbewusstes die Regie. Es will möglichst schnell unser inneres Gleichgewicht wieder herstellen.

 

Unser Körper will uns beschützen

Deshalb greifen wir unter Stress auf Verhaltensmuster zurück, die sich in unserer Vergangenheit, oft in unsere Kindheit und Jugend, bewährt haben. Unser Unbewusstes vergisst dabei nur, dass wir nicht mehr klein und ohnmächtig sind, sondern erwachsen. So schießt unsere Verteidigung manchmal über das Ziel hinaus.

 

Der Autopilot schadet uns und anderen

Wenn wir sehr emotional sind, handeln wir oft im wahrsten Sinne des Wortes kopflos. Wir haben keinen Zugriff mehr auf unser bewusstes Denken und können uns nicht adäquat ausdrücken. Doch da ist einer, der in dieser Situation noch „handlungsfähig” ist: unser Körper.

 

Embodiment holt uns aus dem „Schlamassel”

Wenn wir uns auf unseren Atem konzentrieren oder bestimmte Körperhaltungen einnehmen, können wir uns in das Gefühl von Sicherheit, Stärke, Weite, Ruhe oder Gelassenheit hineinversetzen. Und so eine unheilvolle Verkettung von Reaktionsmustern kappen, die uns und anderen schadet. Embodiment wirkt sich auf unsere innere Haltung aus und ist aktive Friedensarbeit.

 

Löwin statt begossener Pudel

Unser Körper hat einen wichtigen Anteil daran, wie wir die Welt erleben und wer wir sind. Er drückt unsere innere Haltung aus. Dabei spielen unsere inneren Bilder eine wichtige Rolle. Wir haben die Wahl, ob wir uns wie ein begossener Pudel oder wie ein Löwe oder eine Löwin fühlen. Ob wir reagieren oder agieren. Embodiment hilft uns, bei uns zu bleiben und unseren Kopf freizubekommen für das, was uns wirklich wichtig ist.

 

(geschrieben als Blogartikel für die Haufe-Akademie)


Artikel über Embodied Leadership in der neuen INPUT

der Zeitschrift der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Freiburg, 2023. Auf die Bilder klicken, dann vergrößern sie sich.